Modellversuch 3

III.A Versuch einer Umsetzung nach Modell 3: RU als eigenes Lernfeld



1. Situationsbeschreibung

Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule in Freiburg, Abteilung Vermessungstechnik.

Blockunterricht, 2 mal 6 Wochen pro Schuljahr. Die Schüler arbeiten in einem Klassenzimmer, welches einem Großraumbüro gleicht, ausgestattet mit PC-Arbeitsplätzen incl. Internet-Anschluß, Videobeamer und Magnettafel statt Kreide und Schwamm. Sie werden in der ersten Blockhälfte mit einer Fallstudie konfrontiert und erhalten hierzu einen konkreten Lernauftrag. Sie haben Gleit- und Kernzeiten, wie man es von der Arbeitswelt her kennt und gestalten ihre Pausen entsprechend ihres Arbeitsrhythmus. Sie wählen eine Aufgabe, die sie bearbeiten wollen und bereiten die Inhalte in Absprache mit ihren Teammitgliedern so auf, dass sie ihren Mitschülern verständlich werden. Die Darstellung der Inhalte erfolgt in der zweiten Blockhälfte mit sogenannten „Präsentationen“, zudem erstellen die Schüler abschließend, in Einzel- wie Partner- oder Gruppenarbeit ein sog. „Elektronisches Fachbuch“ zur Vermessungstechnik, auf welches im Internet zugegriffen werden kann („Schule ans Netz“). Bei den Präsentationen sind alle Schüler und alle Lehrer, die im Projekt unterrichten, anwesend. Integriert sind die berufsbildenden Fächer sowie z.Zt. die Fächer Deutsch und Gemeinschaftskunde aus dem Bereich der Allgemeinbildung, ebenso Religion. Die Lehrer wirken zunächst hauptsächlich beratend („Scaffolding“), haben feste Zeiten der Anwesenheit, organisieren Lernfelder durch Verfassen von Leittexten und Aufgabenstellungen. In der zweiten Blockhälfte geben sie zusammenfassende Überblicke über die verschiedenen Themenfelder,, konzipieren Klassenarbeiten und Trainingsbogen zur Prüfungsvorbereitung. Die Noten setzen sich zusammen aus der Fachnote für die Präsentation, einer Note für die Durchführung der Präsentation, sowie den Ergebnissen von Klassenarbeiten.
Die Vorgaben:
a) Die Fallstudie

Alle Schüler der Klasse des dritten Ausbildungsjahres der Vermessungstechnik wurden mit folgender Fallüberlegung konfrontiert:
b) Der konkrete Lernauftrag



c) Der Religionsunterricht
Baseballplatz: Gemeinsame Projektarbeit
Hier: Die ethisch/religiöse Reflexion

Als Ergebnis der Projektarbeit wird u.a. eine ethisch/religiöse Reflexion von Sport als Freizeitvergnügen erwartet. Diese fächerübergreifende Aufgabenstellung möchte es Ihnen ermöglichen, über die vermessungstechnisch-fachlichen Frage- und Problemstellungen hinauszublicken auf eine nochmals ganz andere Dimension. Auf den ersten Blick erscheint diese zunächst sehr nebensächlich, bei genauerem Hinsehen werden Sie hier mit Fragen konfrontiert, die Ihr Leben prägen und bestimmen. Sie glauben das nicht? Sehen Sie selbst und entscheiden Sie sich für eine der Fragestellungen.



Hinweise:

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Alle Themenvorschläge sind Vorschläge, d.h. sie können in Absprache verändert werden.
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Die darunter aufgeführten Akzentsetzungen und Fragestellungen sind lediglich Impulse, d.h. sie müssen nicht »abgearbeitet« werden, sie sind offen für Ihre Interessen.
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Entscheiden Sie sich in der Gruppe für ein Thema. Bietet ein Thema mehrere Aspekte, so kann es auch von mehreren Gruppen bearbeitet werden.
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Berücksichtigen Sie dabei evtl. Beziehungen/Kontakte, die in ihrer Gruppe vorhanden sind. Siehe dazu jeweils unter HO (= Handlungsorientierung), auch diese ist als Vorschlag zu verstehen.
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Versuchen Sie nach Möglichkeit, die Aufgabe durch Besuche vor Ort zu lösen. Treffen Sie hierzu klare Terminvereinbarungen, wenn möglich in den Nachmittagstunden.
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Berichten Sie der Gruppe von ihren Erlebnissen und Erkenntnissen.
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Dokumentieren Sie ihre Ergebnisse in einer selbstgewählten Form. (Bericht, Video, Fotos, Wandzeitung, Grafik, Tonbandaufnahme, etc.)



Ihre Bemühungen werden bewertet. Wichtig sind Sorgfalt, Kreativität, Engagement, Präsentation, Dokumentation. Diskutiert werden muss, in welche Fächer Ihre Note einfließt.



Lernaufträge

zur ethisch/religiösen Reflexion von Sport



1.

Sport und Umwelt: Der Sport und die Ökologie

Was ist Ökologie, ökologische Gesichtspunkte bei der Konzeption einer Sportstätte, Sport als Belastungsfaktor für die Umwelt, Natur als Heiligtum, … ?

HO: Gespräch mit dem Planungsamt

1.

Sport und Ehrenamt: Ehrenamtliche Arbeit und deren Motivation

Was ist ehrenamtliche Arbeit, welche Arbeiten werden ehrenamtlich geleistet, in welchem Umfang geschieht dies, warum engagieren sich Menschen im Sport, … ?

HO: Interview mit den Verantwortlichen der »Freiburg Knights«

1.

Sport und Gesellschaft: Die gesellschaftliche Funktion des Sports

Warum gibt der Staat (Land, Kreis, Gemeinde) Geld aus für den Sport, Güterabwägung: Jugendzentrum oder Sportstadion, Sport zur Zeit des Nationalsozialismus, …

HO: Die Haushaltspolitik der Stadt Freiburg, Anfrage an die Parteien



1.

Sport und die Fans: Event, Konflikt, Hooligans, Polizei …

Warum ist ein Fan ein Fan, was sucht er, was bekommt er, was braucht er, welche Fan-Clubs gibt es, welche Ziele haben sich diese gesetzt, was ist ein Hooligan … ?

HO: Interview mit einem Fanbeauftragten der Vereine oder der Polizei



1.

Sport und Kommerzialisierung: Fakten, Chancen und Gefahren

Wie finanzieren sich Vereine, wofür brauchen sie Geld, woher kommt es, warum investieren manche Menschen/Firmen viel Geld in den Sport, … ?

HO: Sponsorenkasting



1.

Sport und Gesundheit: Risiko- und Belastungsfaktoren

Ist Sport wirklich gesund, welche gesundheitlichen Belastungen sind gegenwärtig häufig, wie kann man diese durch Sport kompensieren, welche Risiken birgt Sport, … ?

HO: Gespräch mit einem Sportmediziner z.B. der Sporttraumatologie



1.

Sportstätten als Kultstätten: Heiligtümer für heilige Rituale

Was bedeutet eigentlich »heilig«, welche Bedeutung hat der Begriff im Hinblick auf den Sport, welche Gegenstände oder Rituale sind dem Fan heilig, was verbindet er damit, … ?

HO: Porträt eines Fanclubs oder Fanladens



1.

Sport und Selbsterfahrung: Konzentration, Meditation, Ekstase

Was bedeuten die genannten Begriffe im allgemeinen und beim Sport, wozu werden sie gebraucht, welche »Kiks« gibt es im Sport, welche Funktion haben diese, … ?

HO: Gespräch mit einem Extrem- oder Leistungssportler





Zur Konzeption dieses RU

Auf den ersten Blick scheinen die verschiedenen Aufgabenstellungen lediglich mehr oder weniger mit Religionsunterricht zu tun zu haben. Viele weitere solcher Aufgabenstellungen sind natürlich denkbar. Entscheidend dafür, dass mit solchen Vorgaben Religionsunterricht geschieht, ist die Begleitung der Schüler. Von zentraler Bedeutung ist zunächst die Einstiegsphase, in welcher sich die Schülerinnen ihre Fragestellungen erarbeiten, denn die Vorgaben sind sehr offen und allgemein gehalten, auf eine enge Ausrichtung auf theologische Inhalte hin wurde bewusst verzichtet. Diese sollen mit den Schülerinnen gemeinsam erarbeitet werden. Unverzichtbar ist jedoch die Erstellung eines differenzierten Erwartungshorizontes des Lehrers.





Anzumerken ist, dass dieser konfessionell-kooperative Religionsunterricht auch mit dem Fach Ethik kooperiert, da eine Schülerin (Zeugin Jehowa) nicht am RU teilnimmt.



III.B Auswertung des Modellversuchs »RU als eigenes Lernfeld«

Der Unterrichtsblock mit des 3. Lehrjahrs der Vermessungstechniker dauerte insgesamt sechs Wochen. Und so war es:
Die Planung

Blockwoche 1 dient der Einführung in die Thematik und um einen Überblick über fachliche Grundlagen und Zusammenhänge zu geben. Blockwoche 2 und 3 sind für die Gruppenarbeiten vorgesehen, d.h. die Schüler arbeiten selbstständig in ihrem Team an den Aufträgen, die Arbeits- und Zeitplanung bzw. -aufteilung obliegt den Schülern. Der »Stundenplan« gilt zwar weiterhin, aber nur für die Lehrer: sie begleiten und unterstützen in dieser Phase und sind (mindestens) während ihrer Unterrichtszeiten anwesend. Der Abgabetermin für alle Gruppen ist fix. Erwartet wird eine ausführliche schriftliche Ausarbeitung zu den einzelnen Fragestellungen, eine Präsentation der Ergebnisse vor der Klasse und den anwesenden Lehrern, möglichst durch PowerPoint unterstützt, sowie die Erstellung von Materialien für die Mitschüler, da diese auf die Ergebnisse der anderen angewiesen sind um die ganze Stoffbreite zu erschließen. Die Blockwochen 3 bis 6 sind für die Präsentationen und für die Erarbeitung dessen, was andere Gruppen erschlossen haben, eingeplant. Jede Gruppe präsentiert an einem Vormittag in ca. 2 Schulstunden ihre gesamten Ergebnisse und bekommt sowohl jeweils eine Fachnote für den Inhalt und eine für die Präsentation selbst, diese zählt als Deutschnote.
Der Verlauf

Ich möchte an dieser Stelle nicht den Gesamtverlauf, sondern einige markante Beobachtungen von meinen Schülern und mir skizzieren:
Das war gut:
Das war schwierig:
Mein Resümee: